Pressemitteilung
zum 24.07.2003
Pressemitteilung zur Sendung Diagnose Brustkrebs,
Mittwoch,
23.Juli 2003 im Ersten Programm
Am gestrigen Abend zu später Stunde wurde uns ein Déjà-Vu
Erlebnis der besonderen Art präsentiert: die im Jahr 2001 geführte
Screening-Debatte vor dem Hintergrund der damals gerade veröffentlichten
schwerwiegenden Vorwürfe der beiden dänischen Autoren Goetzsche und Olsen (in
der Zeitschrift Lancet publiziert im Frühjahr 2001 und eine weiterer, dann
unter dem Cochrane Dach veröffentlichter Artikel ebenfalls im Lancet 2001)
wurde aufgewärmt.
Am Beispiel einer Teilnehmerin des Screening-Modellprojektes
Wiesbaden wurde der fassungslosen Betrachterin weisgemacht, dass
Mammoraphie-Screening mehr schadet als nutzt und unterstellt, dass bestenfalls
harmlose Krebsvorstufen (Insitu Karzinome) wie bei der gezeigten Teilnehmerin
zur Entdeckung kommen. Die Autorinnen berufen sich hierbei auf die bereits im
Jahr 2002 vollständig widerlegte Argumentation Goetzsches und Olsens und
hinterlassen den Eindruck,
eine Senkung der Brustkrebssterblichkeit sei durch ein Screening nicht zu
erreichen.
Die
Protagonisten der damaligen Auseinandersetzung wie Dr. Goetzsche, Prof. Baynes
und als Gallions-Figur der
deutschen Anti-Screening-Kampagne , Frau Prof. Mühlhauser kommen ausführlich
mit den altbekannten, aber nachweislich unrichtigen Behauptungen zu Wort.
Bedauerlicherweise werden Vertreter der großen Zahl der im
Mammographie-Screening seit Jahren tätigen renommierten Wissenschaftler aus
Schweden, Großbritannien, Norwegen, Finnland, Niederlande nicht interviewt.
Eine hochrangige Expertenkommission
der IARC und der WHO ist 2002 nach sorgfältiger Sichtung aller bislang zu
Brustkrebs-Früherkennung veröffentlichten Daten zu dem Ergebnis gelangt, dass
Screening eine Senkung der Brustkrebssterblichkeit in den Altersgruppen 50 bis
69 Jahren um 25% bringt, bei den tatsächlichen Teilnehmerinnen
am Screening die Sterblichkeit um durchschnittlich
35% zurückgeht. Für die Selbstuntersuchung der Brust gibt es laut IARC
und WHO keine Hinweise auf einen Nutzen, jedoch ist das Risiko von unnötigen
Operationen durch falsch-positiven Brustkrebsverdacht deutlich erhöht.
Es ist unverantwortlich, die Öffentlichkeit
so zu verunsichern. Die Berichterstattung war einseitig und gezielt darauf
angelegt, Frauen vom Mammographie-Screening fern zu halten. Dies bringt zwar
hohe Quoten, aber auch eine hohe Brustkrebssterblichkeit. Kritische Medien
sollten beleuchten, weshalb diese aus Sicht der WHO, der IARC, der nationalen
und internationalen Fachgeselllschaften und von den allermeisten unabhängigen
Experten geforderte Maßnahme zur Verringerung der Brustkrebstodesfälle in
Deutschland im Gegensatz zum fast kompletten Rest Europas nicht eingeführt
werden kann.
Gemeinsam mit anderen Frauenorganisationen wie Europa Donna
tritt die Stiftung Koalition Brustkrebs seit Jahren für die Einführung eines
kontrollierten Mammographie-Screening-Programms nach europäischen Leitlinien
ein. Wir empfehlen den Autorinnen statt emotionaler Stimmungsmache mehr Mut zur
Recherche über den tatsächlichen Ausbildungs- und Versorgungsnotstand bei der
Brustkrebsbekämpfung in Deutschland und
laden sie ein, mit den Frauen der Stiftung Koalition Brustkrebs
im Brustkrebsmonat Oktober die europäischen Screening- und
Expertenzentren für Brustkrebsdiagnostik und -therapie u.a. in Nottingham,
Nimwegen, Turin und Mailand aufzusuchen und auch darüber zu berichten-
Stichwort: Licht ins Dunkel tragen!
www.stiftung-koalitionbrustkrebs.de
Verantwortlich für die
Presse:
Die Sprecherinnen der
Stiftung Koalition Brustkrebs
Dr. Annegret Bayerl, Berlin
Helga Ebel, Aachen
Dr. Ingeborg Junkermann,
Bremen
Kontakt:
Helga Ebel
Hörnhang 10
52074 Aachen
Tel. 0241-81103
Fax 0241-81103
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